Die Buchführung hat sich der Mensch ersonnen, weil er außerstande ist, Informationen über längere Zeit fehlerfrei zu behalten. Durch regen Tausch und Handel war es stets notwendig Bestände zu erfassen, Überschüsse und Mengendefizite zu ermitteln.

Auch mussten Schulden, Abgaben, Steuern und Besitzverhältnisse erfasst werden. Daher war der Schritt zum Führen von Büchern ein zwangsläufiger. So entstand die Buchführung.

Mesopotamien

Bereits 9000 v Chr. konnte eine erste einfache Buchführung in Mesopotamien (Sumerer, Babylonier, Aramäer und Assyrer), dem Land zwischen Euphrat und Tigris, nachgewiesen werden. Dort entstanden bereits Handwerke und damit eine Arbeitsteilung. Das Festhalten von Mengen und der Art Güter die für den Austausch produziert wurden gelang erstmals mit Piktogrammen – den dortigen Schriftzeichen. Diese Aufzeichnungen kann man als erste Buchführung bezeichnen.

In Mittelmesopotamien wurde 4000 v Chr. - 310 v Chr. Pech und Teer hergestellt. Es entstanden große Städte, ein Palast und Tempelanlagen. Der rege Handel mit Pech und Teer war eine wichtige Voraussetzung für die weitere Entwicklung der Buchführung.

Im 3. Jahrtausend v. Chr. war am Unterlauf des Euphrat und Tigris eine der größte Hochkulturen des Alten Orient entstanden – das Reich der Sumerer. Pristerfürsten bestimmten hier über den Ackerbau und die Bewässerung. Die Sumerer lebten in Stadtstaaten. Staat und Herrscher waren in den Stadtstaaten gleichbedeutend. Für die Versorgung des Palastes und der Städte wurde ein großes Verwaltungsheer gehalten das in Naturalien bezahlt wurden. Dieser Verwaltungsapparat erfasste in Verzeichnissen (Inventaren) die Bestände und berechnete die Naturalien (den Lohn) für die Verwaltungsarbeit. Hierfür wurde eine sehr praktische Buchführung mittels Keilschrift auf Tontafeln betrieben. Hierzu entwickelte sich der Berufsstand des Schreibers. Weil der Aufwand aber immer mehr anstieg, übernahmen Pächter die Verwaltungsarbeiten gegen Silber.

Um 1000 - 900 v. Chr. tauschten die Bauern im gesamten Raum von Mesopotamien noch Lebensmittel und Textilien direkt. Jedoch gestaltete sich dies im oberen Mesopotamien bald anders. Dort befand sich Assyrien. Die Ländereien waren im Besitz von Adelsfamilien. Da die Ländereien damals steuerfrei waren wuchs der Reichtum der Adelsfamilien unaufhörlich. Die auf dem Boden befindlichen Bauern waren vom Lehnsherren abhängig und mussten große Teile ihrer landwirtschaftliche Erzeugnisse als Tribut abgeben. Über die Buchführung wurde die Abgabelast der Bauern genau erfasst. Die Adelsfamilien waren nicht nur Besitzer von Ländereien sondern ebenso Inhaber von Handelshäusern. In Babylon gab es zu dieser Zeit Handel, Geldgeschäfte, aber merkwürdigerweise keine Basare (Märkte). Auch in den Handelshäusern wurden die Naturalien, die Schulden und die Naturalentlohnung über die Buchführung auf Tontafeln erfasst. Mit der Zeit handelten die Stämme in Mesopotamien bis hin zur Ostsee und dem Indus-Delta. Mit diesem regen Handel verbreiteten sie auch ihre Form der Buchführung bis in ferne Länder.

Auch in Syrien, bei den Hethitern und in Ägypten wurde die Keilschrift für die Buchführung angewandt. Mit der Zeit wurde die Schrift komplexer durch Laut und Satzdarstellungen. Diese Differenziertheit erlaubte die Geburt der Literatur. Mittlerweile wurden die alten Tontafeln durch das Papyrus und das Pergament abgelöst. Die ägyptischen Verwalter schrieben nun ihre Bestände in der Form Soll und Haben auf Papyrusrollen. Diese Form ist auch in der heutigen Buchführung noch geläufig.

Neben dem Schreiben auf Papyrus war die Entwicklung des ersten Geldes ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur moderneren Buchführung.

Mit der Gewinnung von Kupfer, Eisen und Gold wurden erste Münzen gegossen, die den Tauschhandel langsam ablösten. Durch das Äquivalent Münze konnten Waren geteilt werden und Ansprüche, wie Schulden, einen anderen Ausdruck finden. Münzen ermöglichten auch ein vereinfachte Werterfassung der Vermögen und Schuldteile. Die Buchführung konnte sich demnach zu einem Werterfassungssystem entwickeln. Babylons Herrscher Hammurabi, der das Assyrische Reich erobert hatte, führte 1792 – 1750 v. Chr. erste Gesetze für Geldgeschäfte ein.

China

Weiter im Osten wurden 650 v. Chr. parallel dazu im alten China statt Münzen Wertgutscheine ausgegeben. Wertgutscheine ermöglichten es dem Besitzer im gesamten chinesischen Reich Waren zu kaufen und zu verkaufen. Dies geht aus Marco Polos (1254 – 1324) Berichten hervor. Erste Münzen wurden 300 v. Chr. auch in China geprägt. Die Prägung von Münzen, die den eigenen Metallwert (Gold-Silber-Legierung oder reine Metallmünzen) auf ihrer Oberfläche aufgeprägt hatten, war der Startschuss für einen regen Handel der Kaufleute mit kleinen Mengen. Um den Preis ermitteln zu können war eine münzenorientierte Buchführung unabdingbar. Die Preise, auch für kleinste Mengen, wurden nun aufgrund dieser neuen Buchführung kalkuliert.

Kleinasien

Kehren wir ein nach Kleinasien, einem großen Teil der heutigen Türkei.

700 – 546 v. Chr. erstreckt sich dort das Königreich Lydien. Die Lydier prägten 640 – 630 v. Chr. ebenfalls Münzen. Kroisos hatte die dort lebenden Griechen unterworfen und wurde seinerseits 546 v. Chr. durch die Perser vernichtend geschlagen. Die Perser eroberten das lydische Königreich und verbreiteten durch weitere Eroberungsfeldzüge die Münzen im gesamten Raum der alten Welt. Die Eroberung führte aber anders als bisher dazu, dass das griechische Volk seine Kultur und Religion weiter beibehalten durfte. Teil dieser Kultur und des Wirtschaftens war das Verleihen von Münzen. Um 350 v.. Chr. betrug der Zins für verliehenes Geld 10 %. Die Griechen waren es auch, die erste Rechengeräte entwickeln, um damit die Geldverleihergeschäfte, den Handel und die Steuern besser und schneller berechnen zu können.

Das römische Reich

Weiter westlich hatte sich unterdessen das römische Reich entwickelt. Im 4. JH v Chr. wurden die Steuerschätzungen vom Census des alten Rom in Schriftform verfasst. Jede Familie musste Familien-, Vermögens- und Schuldverhältnisse offen legen. Zur Berechnung verwendeten sie den noch heute bekannten Abakus. Die Buchführung, so wie wir sie heute kennen, wurde Im 7. Jh. in Klöstern geboren. Diese Klöster bewerteten und erfassten ihre Bestände nach neuen Gesichtspunkten.  

Deutschland und Italien

Karl der Große forderte 795 in Deutschland den Jahresabschlussbericht für Händler und Handwerker. Hierfür wurden erstmals Formulare erstellt. Ab 1340 lässt sich in Italien (Genua) und in Deutschland, etwa um die selbe Zeit herum, die doppelte Buchführung nachweisen. Begriffe wie Einnahmen, Ausgaben und Bilanzaufstellungen tauchen auf. Um das Jahr 1200 wurden erstmals Personenkonten geführt, das heißt Kunden und Lieferanten wurden als Debitoren und Kreditoren namentlich in Konten aufgeführt und nicht mehr wie bisher in einem Geheimbuch fortlaufend festgehalten. Die Buchführung wurde ab 1367 wesentlich durch eine Familie geprägt – Die Fugger.

Die Weberfamilie Fugger zog es 1367 nach Augsburg in das Ballungszentrum. Unter der Führung von Jakob Fugger wuchs das Unternehmen, das sich durch die Erzförderung in Ungarn erheblichen Einfluss in der Münzdruckerei erwarb. Schließlich vergaben sie große Kredite an Machthaber und Kirche. So wurden zu Gunsten der Fugger durch Maximilian I sogar Gesetze zu ihren Gunsten geändert.

1494 erscheint erstmals die Buchführungslehre als Buch. Geschrieben hat es der Mathematiker und Franziskanermönch Luca Pacioli (1445 – ca. 1515). In diesem Buch mit dem Titel  „Summa de arithmetica, Geometria, Proportioni et Proportionalita“ führt er die Bücher der Buchführung zu einem logischen und praktischen Ganzen zusammen und verbindet diese mit einem Kontenrahmen. Diese Abhandlung des Luca Pacioli - ursrpünglich auch "Venezianische Methode" genannt -  gilt heute als Grundlage der doppelten Buchführung.

1511 erstellten die Fugger Bilanzen. Ihr Hauptbuchhalter Matthäus Schwarz entwickelte als Pendant zur italienischen die deutsche Buchführung. Das Hauptbuch unterteilt sich in Personenkonten (Debitoren und Kreditoren), Sachkonten, ein Unkostenbuch (ähnlich dem Kassenbuch) und dem Geheimbuch des Prinzipals mit der Gewinn- und Verlustrechnung und der Ermittlung der Steuern. Als 1525 Jakob Fugger starb, hinterließ er seinen Neffen Anton Fugger eine Kapitalmacht, die das Haus Medici weit übertraf und allenfalls mit den Rothschilds vergleichbar war. Der Grund hierfür, waren neben geschickter Geschäftsführung die Zinsgeschäfte.

Aus dem Jahr 1592 stammt das erste Buchführungslehrbuch in deutscher Sprache des Mathematikers Sartorius.

Im 16. - 17. Jh. entwickeln sich die periodengerechte Zuordnung der Geschäftsfälle und der Abschluss der Geschäftsjahre. Ende des 17. Jh. begann die Rechentechnik in der Buchführung ihren Siegeszug.

Blaise Pascal hatte 1641 die erste Addiermaschine aus Zahnrädern erfunden. Diese wurde zunächst in der Buchführung angewandt.

1673 wurde von Gottfried W. Leipnitz eine Rechenmaschine entwickelt die die Grundlage der Computerarithmetik darstellt. Parallel wurden mit der Industrialisierung im 18.Jh. Anlagekonten und eine Betriebsbuchhaltung praktiziert.

1794 wird die Bilanzierungspflicht in Preußen eingeführt. Jeder Kaufmann der keine ordentlichen Bücher führt und sich so in die Gewissheit seiner betrieblichen Umstände versetzt wurde als fahrlässiger Bankrotteur bezeichnet und bestraft.

1884 entsteht als Antwort auf die ersten Aktiengesellschaften die Aktiennovelle, die die Grundsätze der Buchführung und Bilanzerstellung gesetzlich festschreibt.

1891 verbindet das preußische Einkommenssteuergesetz das Steuerrecht mit der Handelsbilanz. Das führt dazu dass die Regelungen der Buchführung in ein eigenes gesondertes Gesetzbuch münden.

1892 werden durch H. Hollerith erste Lochkartenlese- und -speichergeräte entwickelt, die es ermöglichen die Buchführung schneller zu verarbeiten.

1898 wird das Handelsgesetzbuch verabschiedet, dessen wesentliche Regelungen zur Buchführung und zum Jahresabschluss auch heute noch gelten. So werden hier die Grundsätze der doppelten Buchführung, die Regeln der Bilanzaufstellung noch ergänzt durch die Aufstellung der Gewinn und Verlustrechnung mit Erträgen und Aufwendungen.

Die Betriebswirtschaftslehre wird im 19. Jh. vertieft und erweitert. Neue Erkenntnisse des Handels, sowie sich ändernde Gesetzgebungen beeinflussen auch die Anforderungen an die Buchführung im Finanzsektor und im Betrieb.

Das 20. Jahrhundert bricht an.

Seit 1919 legt die Reichsabgabenordnung fest, dass künftig die Finanzämter für die Prüfung der Aufzeichnungen, der Bücher, der sachlich und formellen ordnungsgemäßen Buchführung der Kaufleute zuständig sind. Aber auch auf technischem Gebiet gibt es Fortschritte.

1934 entwickelt Konrad Zuse den ersten Computer auf Basis von Fernmelderelais. Der zweite Weltkrieg bringt kriegsbedingt den technischen Fortschritt voran.

Von 1946 bis 1980 werden die 1. bis 5. Computergeneration entwickelt, die gegen Ende bereits 10 Millionen Befehle pro Sekunde verarbeiten können und damit ideal für die Buchführung der modernen Industriegesellschaft ausgestattet sind. Nach Kriegsende wächst die Deutsche Wirtschaft schnell. Es tauchen neue Unternehmen auf, die den Computer bis in den kleinsten Haushalt bringen wollen.

Ab 1978 sorgen Apple Bürorechner, IBM´s Intel-PC´s, und die Entwicklungen der grafischen Benutzeroberfläche mit Hilfe einer Maus für den Durchbruch der Rechentechnik in jedem Haushalt, jedem Betrieb, jeder kleineren und größeren Organisationseinheit. Sie alle vermögen ihre Buchführung nun innerhalb kürzester Zeit zu erledigen. Flexibler Einsatz von Laptops und Notebooks ermöglichen es räumlich ungebunden zu agieren. Netzwerke, Expertensysteme und Multimediaanwendungen verbinden große Unternehmen weltweit. Exponentiell wachsendes Wissen und das Bedürfnis dieses zu erlernen und zu verstehen wird durch den Einsatz von PC und Internet erleichtert. Die wichtigsten Einsatzgebiete der EDV für das moderne Rechnungswesen (Buchführung, Kostenrechnung, Controlling) sind:

  • Taschenrechner

  • Kreditkartenverwaltung

  • Kassenverwaltung

  • Kontenverwaltung der Banken

  • Geldautomaten

  • Steuerverwaltungs- und -erfassungsprogramme

  • Buchführungsprogramme

  • Onlinebanking

  • Lohnbuchführung

  • Tabellenkalkulation

  • Textverarbeitung

  • Datenbanken

  • Fakturierung

  • Lagerverwaltung

2009 ist es durch die Anwendungen des Internets nicht nur möglich die Buchführung global zu betreiben und Daten in Sekunden über den Globus zu verteilen, sondern den gesamten Betrieb weltweit auszurichten.

Die Globalisierung

Die Globalisierung und die Art zu Wirtschaften erzeugt allerdings enorme Ungleichgewichte auf sozialem und ökologischen Gebiet, die zu einem Umdenken in den Unternehmen führen muss. Den Folgen dieser Ungleichgewichte muss das Unternehmen kalkulatorisch Rechnung tragen. Damit wird die Buchführung künftig einen Schwerpunkt auf den Ausgleich der gesellschaftlichen Defizite und ökologischen Verantwortung erhalten. Verursachergerechte Kostenverteilung und bewusster, strategischer Umgang mit dem betrieblichen „Humankapital“ und den Ressourcen  werden unumgänglich.
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